China und Chinesisch an Schulen - eine Umfrage

März 2021

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Anfang März haben wir Schülerinnen und Schüler, die sich an weiterführenden Schulen mit China beschäftigen, befragt. Mitgemacht haben 82 Schüler*innen der Mittel- und Oberstufe. In Deutschland lernen ca. 5000 Schüler*innen Chinesisch (Schahar-Büchsel, La Mela: CHUN 34/2019). Wir haben also einen kleinen, aber feinen Einblick in die Perspektive der Schüler bekommen. Die Umfrage war anonym und wurde digital durchgeführt.

Wir wollten wissen, warum Schülerinnen und Schüler sich mit China beschäftigen, was sie dabei besonders interessiert, was gut funktioniert und ob sie Lust hätten, zusätzliche Online-Angebote wahrzunehmen, besonders jetzt während der Pandemie. Denn an vielen Schulen finden keine AGs statt und natürlich wurden viele Austauschaktivitäten abgesagt.

Highlights der Umfrage

Der Grund, warum die Befragten sich mit China beschäftigen, liegt hauptsächlich in der Anziehungskraft der chinesischen Sprache: „exotisch, faszinierend, fremd, einzigartig“ sind Adjektive, die dabei häufig gebraucht werden. Motivierend auch, dass der Unterricht oft als „einfach, stressfrei, locker und mal was anderes, mit viel Spaß“ beschrieben wird. Also keine unlernbare Sprache darstellt! Ebenfalls häufig genannt werden die Kultur, das Essen und die Geschichte, die Aussicht auf einen Austausch und eine Reise. Und die Karrierechancen!

Bei der Frage, welche Dinge aus China bei Jugendlichen beliebt sind, sind wir sofort in der digitalen Welt: „Tiktok, Handys, Online-Shopping“, aber auch das Kulinarische findet großen Anklang: „mega leckeres Essen, Nudeln mit Stäbchen, Bubble Tea“.

Der Bedarf nach Austausch ist auf jeden Fall vorhanden. Die Befragten würden ihren chinesischen Austauschpartnern gerne das Leben in Deutschland, die eigene Fußballmannschaft, die Familie, deutsche Feste und Feiertage vorstellen. Da momentan leider keine Austauschfahrten stattfinden können, wollten wir wissen, ob und wie sie sich gerne online austauschen würden und da gibt es viele, die Spaß hätten an einem deutsch-chinesischen Austausch, bei dem man gemeinsam kocht, spielt oder über ein Thema redet, wie z.B. Filme oder Traditionen. Auch einen Kontakt über WeChat, dem chinesischen Pendant zu WhatsApp wünschen sich viele der Befragten.

Wie geht’s weiter?

Wir danken allen Teilnehmer*innen an der Umfrage! Wir nehmen viele Einblicke und Ideen mit und werden in Kürze ein Online-Angebot machen, damit auch in der Pandemie ein globales Miteinander möglich bleibt! Wir haben jetzt auch einen Instagram-Account: https://www.instagram.com/bbcd.ev?r=nametag

Hier ist die ausführliche Version unserer Umfrageergebnisse als PDF, oder direkt weiterlesen:

China und Chinesisch an Schulen – eine Umfrage

Es ist soweit: Die Ergebnisse zu „Eine kleine Umfrage zum Thema China“, die wir Anfang März mit Schüler*innen aus verschiedenen Regionen Deutschlands durchgeführt haben, sind ausgewertet. Befragt wurden Schüler*innen, die am Chinesisch – Unterricht oder an der China – AG ihrer Schule teilnehmen, wobei die gesamte gymnasiale Stufe vertreten war und die meisten noch nicht länger als 2 Jahre mit dabei sind.
Mitgemacht haben 82 Schüler*innen. In Deutschland lernen ca. 5000 Schüler*innen Chinesisch (Schahar-Büchsel, La Mela: CHUN 34/2019). Wir haben also einen kleinen, aber feinen Einblick in die Perspektive der Schüler bekommen. Die Umfrage war anonym und wurde digital durchgeführt.

Der folgende Artikel fasst die Umfrage zusammen und dürfte nicht nur für die Teilnehmer*innen und die Lehrkräfte interessant sein, sondern auch für alle, die selbst mehr über das Thema erfahren möchten oder sogar (zukünftig) Chinesisch lernen.

Denn (kleiner Spoiler): Durch die Kreativität der Teilnehmer*innen ist eine hilfreiche Sammlung an Lerntipps zustande gekommen, danke hierfür!

Bild von JLB1988 auf Pixabay

Ziel der Umfrage war es, zu verstehen, was Schüler*innen dazu bewegt, Chinesisch zu lernen und sich mit dem Land China zu beschäftigen, wie sie momentan damit umgehen und welche Ideen sie mit anderen teilen möchten – und dabei ist einiges zusammengekommen.

Was bewegt die jungen Leute, sich mit dem Thema vertraut zu machen?

„China ist ein atemberaubendes Land. Es ist einfach interessant, eine nicht europäische Sprache zu erlernen.“

Gründe für die Teilnahme gibt es viele, allen voran: Die Begeisterung am Sprachenlernen und an der chinesischen Kultur. Dabei ist Chinesisch nicht nur karrieretechnisch interessant als „eine Sprache mit Zukunft“, welche Zugang zu einer neuen Welt und neuen Menschen ermöglicht. Es wird von dem einen oder anderen nämlich auch als Herausforderung gesehen: Schließlich ist diese Sprache „mal was ganz anderes“, die hierzulande nun wirklich nicht jeder beherrscht. Ja, sie kann geradezu als „Geheimsprache“ angesehen werden.

Dann gibt es da noch individuelle Motive, ob als Reise- oder gar Auswanderungsziel, aufgrund von familiären Hintergründen, als Entscheidungshilfe für die Zukunft oder mit Jackie Chan als Idol – das alles spricht dafür, sich doch mal mehr mit dem Thema China zu beschäftigen.

Was gefällt den Schüler*innen am Chinesisch-Unterricht und an der China-AG?

„Man hat Spaß und lernt dabei was“

Bild von Jason Goh auf Pixabay

Ambitionierte Lehrkräfte sorgen mit abwechslungsreichem Unterricht dafür, dass Schüler*innen sich verstanden fühlen. Sie können mitreden und Projekte zur Teezeremonie oder Kochkurse mitgestalten. Gerne wird „zusammen gerätselt“, was der eine oder andere Satz zu bedeuten hat. Die Atmosphäre wird eher als entspannt empfunden, und bietet einen Raum, wo man stressfrei lernen kann, was aber nicht heißt, dass man wenig lernt, sondern im Gegenteil – sehr effektiv.

„Lernen basierend auf dem Können der Schüler und nicht nach festem Lernplan.“

Unterrichtsmethoden gibt es viele: Die Sprache wird mitunter spielerisch vermittelt, so führt Memory zu dem ein oder anderen Erfolgserlebnis, Lernvideos und Übungen zur Aussprache sind hilfreich. Alles Gelernte kann dann noch auf den gern gesehenen Merkblättern festgehalten werden.

Besonders beliebt sind natürlich Eselsbrücken. Manchmal reicht es dafür aber auch, sich die Worte mal in Ruhe genauer anzuschauen. So besteht der Zug 火车 aus den Zeichen für Feuer 火+Auto车, ein Bild, das so schnell nicht vergessen wird.

Thematisch gefallen den Schüler*innen die Aspekte Kultur und Geschichte am besten, aber auch Wirtschaft, Technologie und Kunst.

Den Teilnehmer*innen, die sich bereits intensiver mit der Thematik beschäftigt haben oder sogar an einem Austausch teilgenommen haben, sind auch noch andere Aspekte wichtig, wie Fragen rund um Gesellschaft, Religion und Politik, um besondere Persönlichkeiten oder zur Entstehung der Schriftzeichen.

„Wir lernen so viel über eine Kultur, von der ich vorher so gut wie nichts wusste.“

Dabei fällt auf: Durch das Eintauchen in eine neue Kultur, wird auch die eigene Kultur irgendwie bewusster wahrgenommen. Ein doppelter Gewinn also!

Welche Dinge aus China sind bei Jugendlichen bekannt und beliebt?

„Viele Spielsachen kommen aus China. In China gibt es tolle Sehenswürdigkeiten, wie z.B. die Chinesische Mauer,
die längste Mauer der Welt. Die Tiere in China sind sehr interessant, wie z.B. der Panda.“

Bild dient der Illustration, Original-Beiträge ausführlicher.

Ganz vorne mit dabei ist alles, was mit Essen und Trinken zu tun hat – auch wenn, wie von einem Teilnehmer angemerkt, nicht jedes vermeintlich chinesische Essen wirklich authentisch ist. Als Süßigkeit gibt es die White Rabbits für Leute mit starkem Zahnwerk, für die richtige Mahlzeit wird zu asiatischen Nudeln gegriffen, die natürlich nur realitätsgetreu mit Stäbchen (!) zu genießen sind, und entspannender Tee getrunken. Oder wer wirklich mit dem Trend gehen möchte, gönnt sich dann ab und an mal auch einen Bubble Tea.
China gilt zudem als besonderes Reiseziel, um Land und Kultur besser kennenzulernen. Auch in anderen Bereichen unseres Alltags sind Dinge aus China beliebt: zum Zeitvertreib gibt es Loombänder, Spinner oder Sammelkarten, auf der Straße trägt man Kleidung mit chinesischen Schriftzeichen.

Aber das einstige Bild der Billigprodukte aus China wandelt sich allmählich zu Qualität made in China, was vor allem bei der Unterhaltungselektronik erkennbar wird. Mit dem chinesischen Smartphone wird online geshoppt und aus China importierte Produkte gekauft, die Neuigkeiten werden über chinesische Apps gecheckt. In der Medienkultur werden Filme und Serien gestreamt oder Musik einer angesagten C-Pop-Group gehört. Kung Fu wird gerne im Verein ausgeübt.
Alles in allem:  Die Schüler*innen weisen auf einen Lifestyle hin, der zusehends von Asien geprägt wird.

Und was würden die deutschen Jugendlichen gerne in China vorstellen?

Auffallend ist die Begeisterung für Feste und Feiertage: Mittelalterfeste, Dorffeste, Karneval, das Oktoberfest, Weihnachten und Ostern oder gar der eigene Geburtstag. Das alles könne man doch mal bei Gelegenheit vorstellen.

Bild dient der Illustration. Original-Beiträge ausführlicher.

Der eigene Alltag, sei es in der Stadt oder im Dorf, und wie es sich so mit der Familie lebt oder in der Schule lernt, dürfte auch anders ablaufen als in China, und gerade deswegen Interesse wecken.

Als besondere deutsche Speisen werden Schwäbische Spätzle, Maultaschen und das gute Brot aufgeführt, wohingegen sich die Geschmäcker bei dem Thema Musik teilen und jemand auch sagt, dass diese nur bedingt geteilt werden sollte, da es manchmal „peinlich“ anmuten kann.

Freizeitaktivitäten, die man gerne vorstellen möchte, sind Sport, insbesondere die eigene Fußballmannschaft, Gesellschaftsspiele oder Spaziergänge in der Natur.

Eine Antwort fasst treffend zusammen:                                        „Unsere Kultur, da auch diese ganz anders und auch spannend ist.“

Nur einige kommen bisher durch Austauschprogramme direkt in Kontakt zu China, gerade jetzt liegt es leider fernab aller Möglichkeiten zu reisen. Die meisten Schüler*innen erfahren durch die Schule mehr über das Land, aber auch Freunde oder Familie stellen in manchen Fällen den Chinabezug her. Das Bedürfnis nach Austausch scheint stark zu sein.

„Ich fände es cool, sich mal (…) kennenzulernen.
Auch wenn es mit Händen und Füßen oder auf Englisch wäre.“

Kommst du über Social Media oder auf anderen Wegen mit chinesischen Schüler*innen in Kontakt?

Bisher ist dieser Kontakt noch nicht sehr ausgeprägt, hier sehen wir Unterstützungsbedarf. Die Ideen der Teilnehmer*innen, wie man momentan oder in Zukunft den Kontakt herstellen kann, sind jedoch sehr vielfältig. Das Internet könnte Raum für eine Seite bilden, wo Online – Austausch als Chat stattfinden kann, oder man greift zu Videoplattformen. Viele Apps bieten heutzutage schon die Möglichkeit, einen persönlichen Sprachtandempartner zu finden. Traditionellerweise wären Brieffreundschaften denkbar.

Original-Umfrageergebnis

Und wir haben gesehen: Die Bereitschaft zu Online-Treffen besteht, mehr als Dreiviertel der Befragten würden daran teilnehmen wollen.

Welche Ideen/ Projekte würden dich interessieren?

Genannt wird hier vor allem der Alltag. Aber es wurden auch Vorschläge zu Musik, Philosophie oder Film eingereicht. Gespräche über Traditionen oder „typisch deutsch – typisch chinesisch“ könnten Klischees aufdecken und lehrreich, wie auch amüsant zugleich sein. Warum zum Beispiel nicht über Break -Out-Sessions ein Speed – Friendshipping anbieten?  Auch können sich viele Schüler*innen Online-Formate vorstellen, wo zusammen gekocht, gespielt oder gebastelt wird.

Wie läuft es eigentlich zurzeit mit dem Lernen?

„Natürlich hat sich etwas verändert. Unser Leben lebt von der Digitalisierung.
Auch der Chinesisch- Unterricht leidet unter Corona weil es viel schöner ist sich wirklich zu sehen“

Während einige Schüler*innen durch die Pandemie und das Homeschooling verständlicherweise an Lernfortschritt und Motivation verloren haben, und hier und da stark mit Konzentrationsschwierigkeiten zu kämpfen haben, gibt es aber auch einige, die mit der Situation ziemlich gut zurechtkommen. Gerade das Lernen von Vokabeln oder auch das Lesen scheinen gut zu funktionieren. Sehr hilfreich ist auch, dass einige Lehrkräfte alternative Projekte anbieten und gute Lehrbücher zur Verfügung stellen. Einige Glückliche haben sogar Austauschpartner*innen.

Was den Lerner*innen besonders schwerfällt ist das Training der Aussprache oder des Redeflusses, und es sei schade, dass man die Schriftzeichen nicht mehr deutlich von einer großen Tafel ablesen kann.

Welche Lerntipps möchtet ihr teilen?

Hier kommt die angekündigte Lerntipp – Sammlung von Chinesischlernenden für Chinesischlernende, die wir größtenteils als Zitate wiedergeben, weil sie so passend sind!

Viele Schüler*innen nutzen alle Möglichkeiten, die die Medien bieten. Neben Lehrvideos, Musik, Apps und Webseiten, könne man auch „Serien anschauen und die Sprache analysieren. Gute Sätze, die man nutzen kann, im besten Fall auswendig lernen oder aber die Grammatik und Wortwahl dahinter verstehen.“

Dabei sei es wichtig „sich an die Aussprache und den Klang zu gewöhnen“. Auch sollte man sich „Texte regelmäßig anhören“. Eine Person mahnt: „im Unterricht aufpassen“.

Denn gerade hier könne man die Aussprache laut üben und miteinander reden und direkt die Lehrkraft fragen. Der Rest sei aber auch Fleißarbeit, so sollten Schriftzeichen diszipliniert wiederholt werden, oder kurz gesagt helfe nur: „Üben.Üben.Üben.“

Für Kreative sind Eselsbrücken ein Muss und wie wir oben am Beispiel des Zugs als „Feuerauto“ bereits gesehen haben, bieten besonders die Zeichen viel Raum für kreative Merkhilfen.

Genannt wird auch das klassische Aufschreiben: „Karteikärtchen mit Schriftzeichen, Vokabeln und Grammatik an einen Ort kleben, wo man es oft sieht (z.B. gegenüber vom Klo 😉).“

Mit Muttersprachlern zu reden oder gar selbst als Nachhilfelehrer*in tätig zu werden helfe auch sehr beim Lernen.

Für ein gutes Gelingen ist Lernen ohne Druck das Zauberwort, das für alle gilt:

„Man sollte sich Zeit nehmen und dann lernen, wenn man wirklich Lust hat. Ich kann mir die Schriftzeichen nicht im Stress merken.
Stattdessen nehme ich mir die Zeit und schreibe die Zeichen auf, bis ich die Reihenfolge der Striche drin hab.“

Bild dient der Illustration. Original-Beiträge ausführlicher.

Wir bedanken uns bei allen Lehrkräften, die diese Umfrage weitergeleitet haben, und vor allem bei den Schüler*innen mit ihren tollen Ideen, Anmerkungen und Anregungen!

Wir nehmen viele Einblicke und Ideen mit und werden in Kürze ein Online-Angebot machen, damit auch in der Pandemie ein globales Miteinander möglich bleibt!

Neue Projekte und Aktivitäten, aber auch Wissenswertes über China geben wir auf unserer Internetseite und unserem Instagram-Account bekannt:

https://bbcd-ev.de/aktuelles/

https://www.instagram.com/bbcd.ev?r=nametag

oder einfach QR-Code scannen:

Ein ganz großes Dankeschön geht an Magdalena Sowa, unsere Praktikantin, die die Umfrage durchgeführt und ausgewertet hat. Magdalena studiert Medizin. Ein Chinesisch – Kurs an der Uni, den sie spontan mit einer Freundin 2017 belegt hat, war der Anstoß dazu, sich mehr mit dem Land und den Leuten zu beschäftigen. Dies führte zur Teilnahme an einem Sprach – und Kulturprogramm in Chengdu 2019. Durch die vielen interessanten Momente mit besonderen Menschen der letzten Jahre bewegt, hat sie sich entschlossen, ein Praktikum bei uns zu beginnen. Sie hofft, dadurch auch anderen Menschen dieses neu erlebte Kulturverständnis zu ermöglichen und die Faszination dafür zu entdecken.

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